Objekt des Monats
Künstler: Josef Schädler (1930-2012)
Datierung: 1987
Inventar-Nr.: KSB 0084
Der Triesner Künstler Josef Schädler zeigte schon im Kindsalter ein Talent für Malerei. Noch während seiner Handwerkerlehre als Maler versuchte er sich an der Landschaftsmalerei. Er besuchte vier Jahre die Kunstgewerbeschule in Basel und eröffnete anschliessend einen eigenen Malerbetrieb in Triesen, den er später in ein Spezial-Atelier für Siebdruck und Beschriftungen umwandelte.
Neben seinem handwerklichen Broterwerb widmete er sich intensiv dem Zeichnen und freien Malen und liess sich von vielen Künstlern inspirieren, unter anderem von Jackson Pollock. Nach einer Phase der gegenstandslosen Kunst wandte sich Schädler ab Anfang der 1980er-Jahre wieder vermehrt der gegenständlichen Kunst zu und wurde vor allem als Maler einheimischer Landschaften, insbesondere der Bergwelt Liechtensteins, und Gestalter von Briefmarken bekannt. Es sind insgesamt 47 Briefmarken, die meisten davon mit Berg- und Landschaftsmotiven in den verschiedenen Färbungen der Tages- und Jahreszeiten.
Die Aquarellmalerei hier ist eine von 104 Malereien der Serie «Unsere Berge» , die der passionierte Berggänger Josef Schädler 1985 bis 1987 auf unzähligen Wanderungen zu den verschiedenen Jahreszeiten schuf. Den Anstoss dazu gab der Auftrag des liechtensteinischen Amtes für Briefmarkengestaltung zur Schaffung von Briefmarkenentwürfe mit liechtensteinischen Berggipfeln.
Zu sehen ist ist Bergkette Mittagsspitz – Würznerhorn – Mittlerspitz an einem Sommertag, vom Guschaspitz am Fläscherberg aus gesehen. Auf der rechten Seite des Bildes kann man hinter Baumwipfeln die Wiesen rund um die ehemalige Walsersiedlung Guscha erkennen. Die Guscha ist Thema der jetzigen Sonderausstellung «Guscha damals und heute», die noch bis zum 8. Dezember 2024 im Alten Pfarrhof zu sehen ist.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 0014
Für die Gewinnung von Fasern und damit man diese weiterverwerten kann, ist das Hecheln, neben dem Brechen, ein wichtiger Schritt. Damit die Fasern fein und rein genug sind um sie spinnen zu können, müssen sie von Holz und groben Stücken befreit werden. Nachdem die Fasern zuerst gebrochen werden, können sie dann durch eine Hechel gezogen werden. Die Hechel funktioniert hierbei wie ein Kamm und macht die Fasern glatt und geschmeidig. Danach können die Fasern zum Verspinnen benutzt werden.
Hecheln haben verschiedensten Formen und Grössen, wobei lange Holzbretter mit spitzen Drähten und kammartige Geräte die wohl häufigsten Formen sind. Je feiner die Drähte sind, desto feiner werden auch die Fasern.
In einigen Sagen werden Hechel benutzt um Schrate oder Alpe davon abzuhalten sich auf die Brust von schlafenden Menschen zu setzen.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 1605
Vom Spätsommer bis in den Herbst hinein werden die Trauben für die Weinherstellung gelesen. Sie werden in einen grossen Holzzuber geleert und dann mit Hilfe von einem Traubenstössel zerdrückt und zerstampft. Auch beim Gärungsprozess wird ein Traubenstössel benutzt, um nach oben schwimmende Traubenhäute wieder zurück zu drücken. Traubenstössel werden häufig für kleinere Mengen benutzt.
Der Weinbau in Balzers hat eine turbulente Geschichte hinter sich. Durch die vielen Besitzerwechsel der Burg Gutenberg, wurden auch die Reben dort zwar immer wieder kultiviert, verfielen jedoch auch häufig. In Mäls wurde schliesslich zwischen 1865 und 1868 ein Torkel erstellt, wo 1871 schliesslich auch eine Weinpresse angebaut wurde. In der Obergass findet sich ausserdem ein Torkelbaum. 1952 kam es schliesslich zur Gründung der Winzergenossenschaft Balzers. Die Gründung einer solchen Genossenschaft half einerseits dabei, dass die Rebkulturen einheitlich bewirtschaftet wurden, andererseits aber auch bei der Bekämpfung von Schädlingen.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 689
Bis zur Errichtung der Rheinbrücke Balzers–Trübbach im Jahr 1872 dienten Flachboote dem Waren- und Personentransport zwischen dem liechtensteinischen und schweizerischen Rheinufer. Zwischen Balzers und Trübbach ist spätestens seit 1415 ein Fährbetrieb bekannt.
Neben dem offiziellen Fährbetrieb wurden solche Flachboote auch für das Schmuggeln über den Rhein genutzt. Dies vor allem während der Zeit der Zollunion mit Österreich (1852–1919), als der Handel mit der Schweiz erschwert war und manche Waren wie Kaffee, Mehl, Brot, Zucker teurer wurden.
Wirtschaftliche Not, mitunter aber auch Profitgier führten im Ersten Weltkrieg zu einer enormen Zunahme des Schmuggels. Rohstoffe und Lebensmittel wurden knapp, weil die Schweiz auf Druck der Alliierten ihre Lebensmittelexporte nach Liechtenstein einstellte. Von der Schweiz nach Liechtenstein wurden hauptsächlich Zucker, Saccharin, Kaffee, Zigarren, Gummiartikel und Petroleum geschmuggelt. Der illegale Warenhandel über die schweizerisch-liechtensteinische Grenze blühte und endete erst mit dem Zollanschluss an die Schweiz 1924. Dass Schmuggeln nicht ungefährlich ist, zeigen verschiedene tödliche Unfälle auf dem Rhein.
Dieser Ponton diente Mitgliedern der Balzner Familie Steger zum Schmuggeln und dürfte noch der einzig erhalten gebliebene Ponton dieser Art in Liechtenstein sein.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 2071
Hersteller: Birchmeier & Cie.
Die Bekämpfung von Schädlingen gibt es seit es die Landwirtschaft gibt. Vor tausenden von Jahren setzte man vorwiegend Katzen und andere Kleintiere dafür ein. Der Einsatz von chemischen Mitteln gab es zwar schon bei den Sumerern, jedoch wurde er erst mit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert populär. Rückenspritzgeräte, wie das in unserer Sammlung, wurden vor allem im Weinbau oder für eine gezielte Bekämpfung genutzt.
Dieses Rückenspritzgerät aus Messing wurde von der Firma Birchmeier & Cie., Künten hergestellt. Durch die Patentnummer auf dem Gehäuse, weiss man, dass dieses Modell 1937 patentiert wurde. Mit Hilfe von zwei Gürteln konnte man das Gerät am Rücken befestigen. Durch den Schlauch und die Ventile und sprühte man das Mittel dann direkt auf die Pflanzen.
Auch heute noch werden ähnliche Spritzgeräte verwendet, bloss, dass die heutigen Geräte etwas komfortabler und aus Kunststoff sind. Das Prinzip bleibt jedoch das gleiche.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 598
In den heissen Sommermonaten ist die Bremsen- und Fliegenplage eine Herausforderung für die Landwirtschaft. Vor allem die Ochsen und Pferde leiden darunter.
Bevor man landwirtschaftliche Maschinen einsetzte, waren es diese Tiere, die einen Grossteil der Arbeit errichteten. Um sie vor den Bremsen und Fliegen zu schützen, hatte man ein einfaches, aber effektives Mittel: den Rauchkessel, auch Bremsenkessel genannt. Diesen füllte man mit mottenden Kräutern oder öligen Lappen, manchmal wurden auch kleine Gummistücke beigefügt, und zündete dies an. Danach hängte man den Kessel an die Mitteldeichsel. Der aus dem Kessel steigende Rauch stank zwar fürchterlich, vertrieb aber die Bremsen, Fliegen und Mücken und schützte so die Tiere.
Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: 2015/252
Hersteller: Brutapparate- und Knochenmühlenbau Anton Flury, Balsthal (Kanton Solothurn)
Dieser elektrische Brutapparat für die Geflügelzucht gehörte dem Balzner Leo Wolfinger (1903–1983). Nachdem Leo Wolfinger mehrere Jahre auf seinem erlernten Beruf als Maurer in der Schweiz und in Liechtenstein tätig gewesen war, widmete er sich zusammen mit seiner Frau Anna, geborene Vogt (1913–2003), hauptsächlich der Landwirtschaft und dem Weinbau. Bekannt war er jedoch vor allem als Maler, Schnitzer, Sänger, Laienschauspieler und Bühnenbildner.
Bereits 1946 schaffte er sich diesen damals äusserst modernen, elektrischen Brutapparat für eine eigene Geflügelzucht an. Hergestellt wurde der «Motorbrüter ‹Solo›» vom «Brutapparate- und Knochenmühlenbau Anton Flury» in Balsthal, Kanton Solothurn. In solchen Apparaten wird über die Regulierung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftzufuhr eine Art Mikroklima innerhalb des Gehäuses geschaffen, um so die Eier ohne Hennen ausbrüten zu können. Mit dem «Motorbrüter ‹Solo›» konnten gleichzeitig 900 Eier ausgebrütet werden! Zusätzlich zum Brutapparat blieben ausserdem noch die Original-Gebrauchsanweisung, die Original-Rechnung und ein «Merkblatt für Natur- und Kunstbrut» des schweizerischen Geflügelzuchtverbandes erhalten. Dieser elektrische Brutapparat aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein Zeuge für die beginnende Modernisierung und das Nutzen neuster technischer Errungenschaften in der liechtensteinischen Landwirtschaft.
Datierung: 20. Jahrhundert
Inventar-Nr.: SAB 030
Die Ziegenhirten, auch «Geissler» oder im Balzner Dialekt «Gäässler» genannt, brachten die Geissen des ganzen Dorfes zusammen und hüteten sie.
Jeden Morgen benutzte der «Gäässler» das Geisslerhorn («Gäässlerguuga»), um ein Signal zu geben, dass man die Geissen aus dem Stall herauslassen kann. Der Hirte übernahm die Geissen und führte sie auf die Weiden.
1959 wurde der Geisstrieb in die Balzner Gemeindewaldungen eingestellt, weil durch die Waldweide immer wieder beträchtliche Schäden an den Baumbeständen verursacht wurden. Zuvor konnten Schafe und Ziegen das Gebiet von der Triesner bis zur Maienfelder Grenze beweiden, jedoch nur dort, wo es keine Jungwüchse oder Kahlschlagflächen gab.
Eine Mundartband aus Balzers liess sich vom Signalhorn des Ziegenhirten bei der Namensgebung inspirieren: die in den 1980er-Jahren gegründete Band «Fine Young Gäässler Guga».
Datierung: unbekannt
Inventar-Nr.: SAB 866
Mit «Geduldsflasche» oder «Eingericht» wird eine Glasflasche bezeichnet, in die eine religiöse oder eine alltägliche Szene in Miniaturform – mit viel Geduld – in eine Flasche montiert wurde.
Das Herstellen der Geduldsflaschen war früher vor allem in den Wintermonaten ein gängiger Zeitvertreib. Diese Kunst besteht schon seit mindestens 300 Jahren. Insbesondere religiöse Szenen werden in die Flaschen montiert.
Eine beliebte Szene für Geduldsflaschen ist die Passion Jesu Christi. Diese zeigt auch die Geduldsflasche hier: In der Mitte ist Jesus am Kreuz zu sehen. Um das Holzkreuz sind die sogenannten Passionswerkzeuge angeordnet, ebenfalls in Holz geschnitzt: Geissel, Keulen, Laterne, Hahn, Schwert, Krug, drei Nägel, Hammer, Würfel, Leiter, Lanze, Zange.
Design: Evi Kunkel (*1938) und Donna Marxer (1934-2018)
Leitung: Vreni Schächle (*1951)
Datierung: 1994–1998
Inventar-Nr.: KSB 370, KSB 371
Die Idee zu diesen zwei Quilts entstand aus der Auswandererforschung des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein. Damit sollte das gemeinsame Erbe der Liechtensteiner und Liechtenstein-Amerikaner dargestellt werden.
Das umfangreiche Projekt, an dem 5 Jahre gearbeitet wurde, entstand in Zusammenarbeit zweier Gruppen von je 12 Frauen aus Liechtenstein und Amerika als Gemeinschaftswerk unter der Leitung und Koordination von Vreni Schächle (*1951) aus Triesen.
Die Quilterinnen in den USA hatten allesamt Liechtensteiner Vorfahren. Die einzelnen Teile, die sie herstellten, wurden nach Liechtenstein geschickt und dort von Vreni Schächle und einer Patchwork-Gruppe fertiggestellt. Die Künstlerin Donna Marxer (1934–2018) fertigte das Design für den amerikanischen Teil an. Evi Kunkel (*1938) übernahm das Design für den liechtensteinischen Quilt.
Die beiden Quilts zeigen einerseits das damalige Liechtenstein, ein 1806 unabhängig gewordenes armes Bauernland, und andererseits das Traumbild Amerika, das zahlreiche Liechtensteiner veranlasste, zwischen 1850 und 1950 dorthin auszuwandern und ein neues Glück zu versuchen.
Im Liechtenstein-Quilt steht z.B. der Mais für die landwirtschaftlichen Produkte und die Selbstversorgung. Die Vögel sollen die Auswanderer, die nach Amerika gingen, symbolisieren.
Das weisse Tor im Amerika-Quilt ist das Tor zum Westen in St. Louis Missouri. Dieses steht für die Hoffnungen der Einwanderer auf ein neues und besseres Leben. Die Skyline im Hintergrund soll nicht nur den ungewohnten Anblick zeigen, welcher sich den Liechtensteiner Einwanderern bot, sondern sie symbolisiert auch das Streben nach oben.
Beide Quilts sind über 4 Meter lang und können noch bis zum 25. Februar 2024 in der Ausstellung «Das ganze Spektrum – Werke aus der Balzner Kunstsammlung» betrachtet werden.
Datierung: 1930
Inventar-Nr.: SAB 1549
1922 wurde in Liechtenstein die erste Postautolinie eingeführt, und zwar zwischen Eschen und Balzers. Damals wurde die Strecke noch von den Postautos der Schweizerischen Post betrieben. 1925 und 1927 führte man Strecken nach Buchs und Feldkirch ein.
Damals gab es für den Sommer und den Winter verschiedene Fahrpläne. Dieser Winterfahrplan hier war vom 6. Oktober 1929 bis zum 14. Mai 1930 gültig. Balzers war an nur eine Buslinie angeschlossen, nämlich an die Linie Buchs-Schaan-Vaduz-Balzers-Trübbach. Man hatte pro Tag in beide Richtungen fünf Abfahrtszeiten. Auch Anschlusszüge nach Feldkirch, Chur, Zürich und St. Gallen findet man in diesem Fahrplan.
Gut die Hälfe eines solchen Fahrplanheftchens enthält Werbeinserate von Versicherungen, Läden sowie Zeitungen.